Dessauer Grüne blicken zurück auf 20 bewegte Jahre und wagen den Blick in die Zukunft

Auf Einladung des Kreisverbandes von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kamen am 27.04.2010 mehr als 30 Interessierte ins Gemeindezentrum Sankt Georg, um mit Zeitzeugen und Politikern über die Zeit des Umbruchs in der DDR sowie über die Gründung der Grünen Partei in der DDR zu diskutieren.

Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Grüne Wurzeln in Dessau – wo kommen wir her – wo wollen wir hin?“. Dass Zeitzeugen, wie Adelheid Hänsch, die 1989 das Neue Forum in Dessau mitbegründete, aber heute nicht mehr politisch aktiv ist, ihre privaten Eindrücke und Erinnerungen schilderten, brachte die Zeit des Herbstes 1989 sehr lebendig wieder zurück an den Ort, an dem 20 Jahre zuvor auch Friedensgebete stattfanden. Bilder aus privaten Fotoalben und längst vergessene Schriftdokumente, die an die Wand projiziert wurden, unterstützten das eindrücklich.

Auf dem Bild zu sehen sind v.l.n.r.: Falk Röske, Klemens Koschig, Steffi Lemke, Dr. Burkhard Huckestein

In der anschließenden Diskussion, die Dr. Burkhard Huckestein

moderierte, ging es aber eben nicht nur um den Blick zurück, sondern gerade auch den nach vorn: Was ist von der Bürgerbewegung im aktuellen politischen Leben noch geblieben oder wo wäre das Erbe dieser Zeit wieder nötiger?

An der Diskussion nahmen neben dem Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau Klemens Koschig, die Politische Bundesgeschäftsführerin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Steffi Lemke, Adelheid Hänsch (Mitbegründerin des Neuen Forums), sowie Falk Röske (Gründungsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen) und Stefan Krabbes (Mitglied des Kreisvorstandes) teil.

Huckestein eröffnete die Diskussion mit der zentralen Frage „Was ist von den Zielen und Wünschen von 1989 geblieben?“. Im Rahmen der Diskussion stellte sich heraus, dass viele Aktivisten der 1989
Jahre auf Grund der massiven Änderung in den Lebensumständen von einer Art der Politik- und Öffentlichkeitsmüdigkeit erfasst wurden. Ein Weiteres war die Wahlschlappe bei den ersten gemeinsamen Bundestagswahlen 1990, bei denen die aktivsten Gruppierungen (u.a. Listenvereinigung Bündnis 90/DIE GRÜNEN (Ost)) deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben.

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Dennoch stellte sich in der Diskussion heraus, dass BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN als Partei die meisten Schnittmengen mit den Zielen und Wünschen aus den Wendejahren aufweisen. So hob Oberbürgermeister Koschig hervor, dass die Grünen den Nachhaltigkeits- und Demokratiegedanken am konsequentesten und intensivsten verfolgen. Steffi Lemke wies darauf hin, dass es heute genauso wichtig ist wie in den 90er Jahren die Demokratie zu verteidigen. Und zwar täglich gegen Nazis, Bürokraten, Ignoranten und gegen die Dummheit zu verteidigen. Sie ergänzte, dass viele Träume im Sog der Kohl‘schen „blühenden Landschaften“ verloren gegangen sind. Dass es aber durchaus die Zeit wäre, sich der Verdienste und Ziele des Herbstes 1989 bewusst zu werden. So bemängelte sie, dass sich die Bürgerrechtsbewegung die Feierlichkeiten zum 03. Oktober von Leuten wie Angela Merkel und Thomas Gottschalk habe aus der Hand nehmen lassen. „Und auch Helmut Kohl hat mit den Demonstrationen und der Bürgerbewegung von 1989 herzlich wenig zu tun“, so Lemke.
Es sollten die Menschen die Geschichte schreiben, die sie aktiv geprägt haben und nicht die, die sich persönlich damit brüsten wollen. Außerdem wies Sie den Vorwurf zurück, dass die Dessauer Bürgerinnen und Bürger kein Interesse an der Weiterentwicklung der Stadt haben. Die Unterschriften Aktion „Stadt braucht Land“ zeigte das eindrucksvoll mit 13.000 Unterschriften. Sie sagte: „Die Bürger müssen jetzt für Ihre Stadt kämpfen. Und dafür sind sie auch bereit.“

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