BAUHAUSMUSEUM – Position des KV Dessau-Roßlau

Präambel

Bis auf wenige Ausnahmen befinden sich die historischen Bauhausbauten in Dessau-Roßlau, darunter Bauten aller drei „historischen“ Bauhausdirektoren. Diese ziehen pro Jahr rund 100.000 Besucherinnen und Besucher nach Dessau-Roßlau. Ein ebenso großer Schatz ist die zweitgrößte Bauhaussammlung der Welt, die 26.000 Kunstgüter (Objekte, Dokumente und Gemälde) umfasst. Mangels geeigneter Präsentationsfläche können diese in unserer Stadt bislang kaum gezeigt werden. Ein Bauhausmuseum zur Ausstellung dieser Kulturgüter wird die touristische Strahlkraft unserer Stadt deutlich erhöhen. Erst damit kann unsere Stadt dem Auftrag als Weltkulturerbestätte gerecht werden, dieses Erbe auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Kombiniert mit aktuellen Ausstellungen kann ein solches Museum nicht nur historisch vermitteln sondern auch ein Ort der Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Gestaltungsfragen werden.

Im Zusammenhang mit dem 100jährigen Bauhaus-Jubiläum im Jahr 2019 ist die einmalige Chance gegeben, dass der Bund und das Bundesland Sachsen-Anhalt unter der Bauherrenschaft der Stiftung Bauhaus beträchtliche Mittel in Höhe von 25 Millionen Euro in Dessau-Roßlau für den Bau eines Museums investieren. Diese Chance dürfen wir um keinen Preis verspielen. Das Bauhausmuseum ist ein wichtiger Baustein, um den Status von Dessau-Roßlau als drittes Oberzentrum in Sachsen-Anhalt zu behaupten.

Unter dieser Prämisse ist auch die Standortdiskussion zu führen.

Genese der Standortentscheidung

  • Die erste Idee Ausstellungsfläche für Bauhausobjekte zu schaffen war, diese in ein „Kulturforum“ zu integrieren, welches nahezu alle touristischen Attraktionen der Stadt umfassen und im Umfeld und unter Integration des Johannbaus errichtet werden sollte.

  • Die Stiftung Bauhaus Dessau präsentierte im April 2011 eine Studie zur Standortbewertung für ein Ausstellungszentrum mit Favorit der Fläche an den Sieben Säulen, Gebäude der ehemaligen Buchhandlung Neubert. Eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen den Standort. Kritik wurde auch laut, warum nur bauhausnahe Standorte geprüft wurden. Zur Erhöhung der Attraktivität der Innenstadt fehle eine Prüfung von zentrumsnahen Standorten.

  • 2012 bis März 2013 führte die Stadt in allen Ortsteilen Anhörungen zum „Masterplan Bauhausstadt Dessau“ durch. Dominierendes Thema war meist der Stadtname. Inhalte des Masterplans, darunter das Bauhausmuseum werden dadurch in den Hintergrund gedrängt. Dies wären Foren gewesen, um auch über die Standortfrage des Bauhausmuseums frühzeitig mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen.

  • Im März 2012 nahm eine Kommission die Arbeit auf und prüfte 20 potenzielle Standorte, als Empfehlung blieben sechs übrig: 2 Standorte an den Sieben Säulen, der Stadtpark, das Bauhaus selbst (mit einer Adaption des Werkstattflügels), ein Neubau anstelle des Tischlereigebäudes direkt neben dem Bauhaus und der Bauhausplatz neben dem Werkstattgebäude.

  • Der Stadtrat von Dessau-Roßlau hat am 11. Juli 2012 mit überwältigender Mehrheit den „Masterplan Bauhausstadt“ verabschiedet. Darin verpflichtet sich die Stadt, ihr weltberühmtes Erbe zu nutzen, um sich als Stadt der Moderne weiter zu profilieren. Das Ausstellungszentrum (Bauhausmuseum) ist ein zentraler Punkt des Masterplans.

  • Im November 2012 veröffentlicht der Architekt Dieter Bankert ein Papier, welches Vor- und Nachteile von 5 möglichen Standorten beschreibt: 1. Sieben Säulen, 2. Westausgang des Bahnhofes, 3. in Nachbarschaft von Anhaltischem Theater und Leopoldcarre, 4. Zwischen Stadtpark und Rathauscenter, 5. Im Bereich von Marienkirche, Großer Markt und Schlossplatz. Die Schlussfolgerung lautet: „Wir glauben, dass aus guter Architektur an jedem Standort mehr Vorteile als Nachteile erwachsen.“

  • Ende März 2013 Grundsatzbeschluss des Stadtrates zum Bauhausmuseum, der sich auf drei Standorte festlegte: zwei an den „Sieben Säulen“ und einen im Stadtpark. Die Auswahl wurde dem Land und der Stiftung überlassen. Es gab keine Gegenstimme.

  • Land und Stiftungsrat haben sich Ende 2013 für den Stadtpark als Standort für das geplante Bauhaus-Museum entschieden. Das Land hat 12,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt plus jährlich 300.000 für die Betriebskosten. Vom Bund wird eine ähnliche Summe für den Bau erhofft.

  • 29. Januar 2014 Stadtratsbeschluss westlich der Kavalierstraße und südlich der Friedrichstraße einen Bebauungsplan für den Neubau eines Ausstellungszentrums für das Bauhaus aufzustellen.

  • Juli 2014, Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bebauungsplan Nr. 220 „Ausstellungszentrum für das Bauhaus“.

 

 

Beurteilung der Standortsuche

Verpflichtet ist die Stadt zur Öffentlichkeitsbeteiligung erst bei einem konkreten Bauvorhaben. Die Entscheidungen vorher trifft das demokratisch gewählte Gremium Stadtrat. Bündnis 90/Die Grünen halten neue und freiwillige Formen der Bürgerbeteiligung bei wichtigen Themen, wie die Standortwahl öffentlich relevanter Gebäude, jedoch für unabdingbar. Für das Bauhausmuseum wären die Bürgerforen zum Masterplan Bauhausstadt eine gute Gelegenheit gewesen. Die kontroverse Diskussion um den Stadtnamen ließ jedoch leider kaum Platz für diese Frage.

Die Standortsuche ist geprägt von unterschiedlichen Einschätzungen, wie wichtig die Nähe des Bauhausmuseums zum Bauhaus und den Meisterhäusern zur Vermittlung des Kulturerbes ist bzw. inwieweit ein innenstadtnaher Standort tatsächlich zur Innenstadtbelebung beitragen kann. Dass der Stadtrat in seinem Beschluss vom März 2013 keinen Standort präferiert, sondern drei Standorte (Stadtpark und 2 Standorte an den 7 Säulen) enthält ist Ausdruck dafür, dass beide Perspektiven gut begründbar sind. Auch unter unseren Mitgliedern sind beide Meinungen vertreten, mehrheitlich wird jedoch ein innenstadtnaher Standort befürwortet.

Die 5 möglichen Standorte, die Dieter Bankert in seinem Papier vom November 2012 beschreibt legen nahe, dass sowohl die Schlussfolgerungen zu den innenstadtnahen als auch den bauhausnahen Standorten interessante Varianten ausgeschlossen haben, die in einer freiwilligen Bürgerbeteiligung hätten diskutiert werden sollen. Angesichts der langen Geschichte der Standortsuche und der Zielperspektive 2019 sollte eine Neuöffnung der Standortdebatte jedoch nicht stattfinden.

Bewertung Standort Stadtpark

  • Das Bauhaus rückt mit diesem Standort mehr in die Mitte der Stadt und der Gesellschaft, was vor allem für die Aufgabe der Auseinandersetzung mit aktuellen Gestaltungsfragen Vorteile verspricht. Der Standort bildet eine Verbindung von der Bauhaussiedlung Törten über die Innenstadt und den Marktplatz weiter über den Bahnhof bis hin zum Bauhaus und den Meisterhäusern. Auch erwarten wir durch die Lenkung von Touristinnen und Touristen in das Zentrum positive Begleiteffekte für die Gastronomie und den Handel in der Innenstadt.
  • Die geplante Fläche für das Ausstellungszentrum für das Bauhaus macht etwa 10 Prozent der Fläche des Stadtparks aus. Das ist nicht völlig unerheblich, dennoch verbleibt ein ausreichender Teil des Stadtparks, um seine Erholungs- und erst jüngst wiederhergestellte Begegnungsfunktion weiterhin ausfüllen zu können.
  • Die Flächen an der Kavalierstraße waren ehemals bebaut und machten die Kavalierstraße zur Prachtmeile der Stadt. So stand an diesem Standort bis zum Ende des zweiten Weltkriegs das Palais Reina mit der Anhaltischen Gemäldegalerie. Die letzten Fassadenteile wurden erst 1963 abgerissen.
  • Wir erwarten:

◦   einen internationalen Architekturwettbewerb, dessen Ergebnis dem Bauhaus aber auch der Örtlichkeit Stadtpark gerecht wird und das Baufeld nur soweit als nötig ausnutzt. Die bei der Veranstaltung zur ersten Bürgerbeteiligung vom Wiener Museumsplaner Dieter Bogner geäußerte Idee, dass für das Museum zum Rathauscenter hin eine Stadtfassade und zum Stadtpark eine Parkfassade entwickelt werden könnte, ist ein Beispiel dafür, wie die Architekturaufgabe erfolgreich lösbar sein kann. Wir werden das weitere Verfahren intensiv begleiten und uns konstruktiv in die Diskussion der Lösungsmöglichkeiten einbringen.

◦   einen angemessenen Umgang mit dem ODF-Mahnmal sowie der Steele für Alberto Adriano.

◦   dass eine sachgerechte artenschutzrechtliche Beurteilung und Biotoptypenkartierung, geeignete Schutzmaßnahmen für geschützte Tiere sowie angemessene Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in den Naturhaushalt erfolgen. Das Verfahren werden wir kritisch begleiten.

◦   dass die Kritik des Landesrechnungshofes zu möglichen Kostensteigerungen für den Standort Stadtpark ernst genommen und geprüft wird, inwieweit das Raumprogramm Kostenerhöhungen über die geplanten 25 Mio. Euro hinaus ausschließen kann.

 

Bewertung der beiden Standorte an den Sieben Säulen

  • Die beiden Standorte an den „Sieben Säulen“ bieten den Vorteil, dass Bauhaus, Meisterhäuser und Bauhausmuseum einen Bereich bilden, in welchem das Bauhauserbe kompakt vermittelt wird.
  • Beim Standort an der Stelle der ehemaligen „Buchhandlung Neubert“ müsste das bislang denkmalgeschützte Gebäude abgerissen werden. Dagegen gab es 2011 deutlichen Widerstand aus der Bevölkerung. 2 450 Dessauerinnen und Dessauer unterzeichneten eine Unterschriftensammlung gegen den Abriss. Auch das Landesamt für Denkmalschutz hatte 2011 einen Abriss abgelehnt.
  • Der zweite Standort an den „Sieben Säulen“ liegt schräg gegenüber der „Buchhandlung Neubert“. Das Grundstück müsste gekauft und ein bewohntes Mehrfamilien-Haus abgerissen werden. Damit sind finanzielle und zeitliche Unwägbarkeiten verbunden. Eine Fertigstellung bis 2019 scheint für diesen Standort besonders fraglich.
  • Für beide Standorte an den Sieben Säulen ist die Parkplatzfrage schwieriger zu lösen als für den Standort Stadtpark.

 

Position

Das Bauhausmuseum ist von großer Bedeutung für die Entwicklung unserer Stadt. Als oberste Prämisse gilt daher, dass die Errichtung des Museums erfolgt und alle Anstrengungen unternommen werden, dass es vor 2019 vollendet wird. Wir sehen, nach Abwägung aller Argumente, den Standort „Stadtpark“ als den zukunftsfähigsten an. Er ist notwendiger Beitrag zur Innenstadtentwicklung, zur Aufwertung der Kavalierstraße und Chance die Moderne im Zentrum stärker erlebbar zu machen. Darüber hinaus birgt der Standort Stadtpark auch Entwicklungsmöglichkeiten für zukünftige Projekte.

Wir fordern den Oberbürgermeister, die Stadtverwaltung sowie den Stadtrat auf, bei zukünftigen wichtigen und sensiblen Standortentscheidungen eine freiwillige Bürgerbeteiligung rechtzeitig vor den abschließenden Stadtratsbeschlüssen durchzuführen.

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  1. werner wegner

    Ich vermisse bei der Suche nach einem geeigneten Präsentationsstandort für das Bauhauserbe den Versuch, ein vorhandenes Objekt zu nutzen.
    Mit dem Neubau des Erweiterungsbaus für das Bundesumweltamt werden zum Beispiel im Leopold Carree weitere Flächen frei. Das Gebäude droht zu veröden.
    Das ehemalige HO-Kaufhaus ist seit Jahren kaum genutzt. Eine Belebung hätte den gleichen Effekt wie ein Neubau am Stadtpark.
    Die Variante Neubau kann – muss jedoch nicht – die günstigte sein.

  2. Praktikant KV Dessau-Roßlau

    Ohne Frage gibt es generell Bedarf Strategien zu entwicklen, um sinnvolle Nutzungen für leerstehende oder von Leerstand bedrohte Gebäude, vor allem in der Innenstadt, zu finden. Die Standortsuche für das Baushausmuseum war auch aus unserer Sicht nicht optimal, jedoch wollen und können wir nicht sagen „4 Jahre Diskussion in die Tonne und zurück an den Start“, denn das Museum soll zum 100jährigen Bauhausjubiläum verfügbar sein. Wie in unserem Beschluss dargestellt, bestehen in Bezug auf den Standort Stadtpark keine unlösbaren Probleme und Gestaltungsaufgaben. Die Präsentation von Kunstgütern bedarf besonderer klimatischer Bedingungen, daher ist ja auch das Baushausgebäude selbst als Ausstellungsfläche nicht geeignet. Gebäude wie das Leopold-Caree oder das HO-Kaufhaus auf einen entsprechenden Standard zu bringen, dürfte hohe Kosten verursachen. Das Leopold-Carree halten wir für ein Baushausmuseum als ungeeignet. Entsprechend dem „Bestbieterprinzip“ in den öffentlichen Vergaben wollen wir doch hoffentlich die beste Lösung und nicht die billigste. Und das HO-Kaufhaus müsste erst umständlich und wahrscheinlich teuer zurückgekauft werden, da es in privater Hand ist.
    Ines Oehme

  3. Dieter Heim

    Die Lösung, das Bauhausmuseum am Rande des Stadtparks zu platzieren – halte ich für nicht sinnvoll. Der Flächenbedarf für ein solch Objekt wird viel größer sein, als von der Planung ausgewiesen. Parkplätze, Buszufahrten, Feuerwehrzufahrt und andere, vorgeschriebene Flächen – vergrößern den Platzbedarf enorm. Das sind dann keine 10% mehr. Der erwartete Zuwachs von Verkehrsaufkommen durch Besucher wirft Fragen über erhöhte Emissionswerte auf. Im Bereich Wasserwerkstraße/Ludwigshafener Straße/Törtener Straße bis zur Ackerstraße wäre genug Platz für ein solches Vorhaben. Verkehrstechnisch durch diese Lage auch gut erreichbar. Es gäbe aber auch andere Lösungen. (Gelände im Bereich Elisabethstraße/Bitterfelder Straße?) Warum also stur den Stadtpark verunstalten? Es ist eine einmalige Gelegenheit, Grünflächen und Parkanlagen noch besser zu gestalten – statt zuzubauen. Andere Städte beneiden Dessau-Roßlau – um solche Grünanlagen. Was einmal weg ist – kann man nicht wieder ausgleichen. Und – dass früher auch mal dort Gebäude standen – ist für mich kein Argument und erinnert mich daran, den Verdacht zu äußern, das hier wieder mal andere Interessen im Spiel sind. Von den Lobbyisten mal ganz abgesehen. Für DIE GRÜNEN sollte die Argumentation bezüglich der Lage am Stadtpark tabu sein.

  4. Guido Fackiner

    Sehr geehrter Herr Heim,
    Fakt ist, dass der Stiftungsrat der Stiftung Bauhaus Dessau das Vorhaben am Stadtpark umsetzen möchte. Man kann immer über andere Standorte dikutieren, aber nach meiner Einschätzung ist diese Diskussion im Stiftungrat abgeschlossen und nur dort könnte eine andere Orientierung erfolgen.
    Ich nehmen die Sorgen um den Stadtpark ernst und teile sie. Aber ich halte die Herausfordrung für gestaltbar. Eine Ablehnung des Projektes und damit vielleicht des ganzen Museumsprojekts halte ich nicht für vertretbar. Das Vorhaben ist auch eine große Chance für den Tourismus und die Innenstadt. Wichtig ist nun, in der Begleitung des Projekts in den Ausschüssen des Stadtrats und im Rahmen der Bürgerbeteiligung die Werte des Stadtparks zu schützen und das Einfügen in die Stadt so harmonisch und wirksam wie möglich zu gestalten. Als Projektbeteiligtem an der letzten Umgestaltung des Stadtparks ist es mir auch ein sehr persönliches Anliegen, die geschaffene Qualität zu bewahren. Damals konnten wir übrigens den jetzigen B-Planbereich nicht mit umgestalten, weil die Mittel für eine akzeptable Lösung nicht ausreichten.

  5. Friedrich Meyer

    Es ist bemerkenswert, dass Sie über die ganzen Eigentümlichkeiten des Entschedunsgprozesses kein Wort verlieren, obwohl dieser offenkundig weder demokratisch noch sachlich verlief:
    – Warum sind die Gutachten nicht öffentlich und warum hat man sich gegen die Ratschläge der Gutachter entschieden?
    – Warum hat der Stiftungsrat die Standortentscheidung im Frühjahr 2013 an das Landeskabinett abgetreten?
    – Warum prüft der Landesrechnungshof?
    – Warum hat man auch den Rat des wissenschaftlichen Beirats der Stitung in den Wind geschlagen und warum ist dieser geschlossen zurückgetreten?
    – Was hat Herr Oswald, auf den das ganze Projekt ja zurückgeht, falsch gemacht, dass er deswegen gehen musste?
    – Warum erwähnen Sie nur die Unterschriftenliste zu den Sieben Säulen, und nicht die zum Stadtpark?

  6. Dieter Heim

    In der ganzen Diskussion um das Bauhausmuseum wird immer wieder indirekt oder direkt unterstellt, dass Bürger, die den Standort am Stadtpark ablehnen, kein Bauhausmuseum haben wollen. Das ist nicht so. Das Bauhausmuseum ist für die Stadt Dessau-Roßlau ein wichtiges Vorhaben, was auch ich unterstütze. Nur gefällt mir die Auswahl des Standortes nicht. Wir haben im Stadtkörper viele Freiflächen, die durch den Abriss von Wohnbauten und Gewerbeflächen entstanden sind. Warum nicht weitsichtig und sachlich sich mit der ganzen Thematik auseinandersetzen. Gerade auf die Philosophie der Bauhausbewegung bezogen, macht der Standort am Stadtpark keinen Sinn. Grünflächen in der Mitte der Stadt – wegen eines Museums zu opfern – halte ich für eine absurde, kurzsichtige und für die schlechteste Variante – für einen solchen Standort. Die Stadt Dessau-Roßlau hat die einmalige Möglichkeit, mit dem Museumsneubau z.B. im Bereich Törtener Straße/Wasserwerkstraße/Ludwigshafener Straße – einen freien und verkehrstechnisch günstigen Standort zu wählen. Die Bauhausbauten würden sich mehr auf das Stadtgebiet verteilen und würden dann auch für angrenzende Flächen – Impulse setzen, insoweit hier eine Bebauung vorgesehen ist.

  7. Guido Fackiner

    Hab leider keine Mailbenachrichtigung bekommen oder sie übersehen, daher die etwas verspätete Reaktion, zuerst auf die Fragen von Herrn Friedrich Meyer:

    – Warum sind die Gutachten nicht öffentlich und warum hat man sich gegen die Ratschläge der Gutachter entschieden?
    Warum die Stiftung Bauhaus die in Ihrem Auftrag erstellten Gutachten nicht öffentlich macht, kann ich Ihnen nicht sagen, auch zu den Abstimmungsvorgängen in der Stiftung nicht. Als Mitglied eines Arbeitskreises (aus meinem beruflichen Bezug heraus, nicht als Grüner)hatte ich Einblick in ein Gutachten zu den Standorten, aus museumsplanerischer Sicht wurden hier die Sieben Säulen favorisiert. Für meine persönliche Meinungsbildung sind stadtplanerische Überlegungen und Ansätze für einen nicht ausschließlich auf das Bauhaus ausgerichteten Tourismus ausschlaggebend gewesen.

    – Warum hat der Stiftungsrat die Standortentscheidung im Frühjahr 2013 an das Landeskabinett abgetreten?
    Der Stiftungsrat ist das höchste Gremium der Stiftung und wird aus drei Vertretern des Landes, un je zwei des Bundes und der Stadt gebildet. Die Entscheidungswege bei der Standortentscheidung (und der Direktorenfrage) können nur der damalige OB und der noch im Amt befindliche Baudezernent fundierte Aussagen treffen. Ich betrachte die aktuelle Fernsteuerung der Stiftung durch das Land mit Sorge.

    – Warum prüft der Landesrechnungshof?
    Der Landesrechnungshof entscheidet selbst, was er prüft.

    – Warum hat man auch den Rat des wissenschaftlichen Beirats der Stitung in den Wind geschlagen und warum ist dieser geschlossen zurückgetreten?
    Mir ist keine Stellungnahme des Beirats zur Standortfrage bekannt. Der Beirat hatte sich deutlich für Philipp Oswald als Direktor ausgesprochen und wurde trotz Gesprächsersuchens vom Stiftungsrat ignoriert. Darauf erfolgte der Rücktritt.

    – Was hat Herr Oswald, auf den das ganze Projekt ja zurückgeht, falsch gemacht, dass er deswegen gehen musste?
    Die offiziellen Begründungen für die Nichtverlängerung von Philipp Oswald waren ein gestörtes Vertrauenverhältnis und die ungünstige Kontellation, im Jubiläumsjahr 2019 einen neuen Direktor berufen zu müssen. Ich halte das für Vorgeschoben, Oswald war dem Land zu unbequem. Genau deshalb hat er das Bauhaus einen großen Schritt vorangebracht. Seinen Abgang bedaure ich sehr, auch wenn wir uns in der Standortfrage des Museums trefflich getritten haben.

    – Warum erwähnen Sie nur die Unterschriftenliste zu den Sieben Säulen, und nicht die zum Stadtpark?
    Die 3600 Unterschriften gegen das Vorhaben und die 6xx der laufenden Petition kamen später, das Endstehungsdatum des Positionspaiers liegt vor den Sammlungen.

  8. Guido Fackiner

    Zum Kommentar von Herr Dieter Heim vom 19.10:
    Ehrlich gesagt: Ich würde nicht drauf wetten, dass das Museum überhaupt kommt. Der Bund hat sich noch immer nicht konkret zur Finanzierung bekannt. Der Zeitplan wird eng. Das ist auch der Grund, warum im letzten Stadtrat eine sehr deutliche Mehrheiterneut für das Vorhaben ausgesprochen hat. Viele der Stadträte haben in früheren Diskussionen versucht, andere Standorte ins Gespräch zu bringen. Mir sind – auch aus Bürgerzuschriften – über 20 Vorschläge bekannt. Vor allem zeigt mir dies, dass es den idealen Standort nicht gibt, jeder hat Vor- und Nachteile. Aber in der aktuellen Situation, in der das Gesamtvorhaben auf der Kippe zu stehen scheint, hätte der Stadtrat wohl den Bauantrag der Stiftung Bauhaus Dessau für (fast) jeden Standort unterstützt. Dieser ist nun mal für den Stadtpark gestellt worden.

    Das ist der ganz normale Vorgang. Der Bauherr beantragt, die Stadt kann wohlbegründet und möglichst klagesicher ablehnen oder dem Antrag (auch unter wohlbegründeten Auflagen) zustimmen. So lief es auch hier von Anfang an: Die Stiftung Bauhaus hat eine Bauanfrage für die (Buchhandlung) Sieben Säulen gestellt, die Stadt hat geprüft und zugestimmt. Dann hat die Stiftung die Anfrage zurückgezogen und den Antrag für den Stadtpark gestellt. Die Stadt hat zugestimmt und mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes begonnen(in dessen Verlauf übrigens eine umfangreiche Bürgerbeteiligung vorgeschrieben ist). Die Abstimmung im letzten Stadtrat war rechtlich überflüssig, sie war nur das politische Signal: Wir stehen hinter dem Bauhausmuseum, Bund rück das Geld raus!

    Ich kann verstehen, wenn Bürgerinnen und Bürger angesichts der Zuspitzung „Stadtpark oder gar nicht“ lieber auf das Vorhaben verzichten wollen. Aber ich werbe dafür, für ein sich in den Park einpassendes Museum zu Streiten und den Entwürfen eine Chance zu geben. der Wettbewerb soll nach meinen Informationen so laufen, dass ein der ersten Phase Entwürfe eingereicht werden, in der zweiten dann der oder die Besten weiter ausgestaltet werden. Nach der ersten Phase haben wir konkretere bildhafte Vorstellungen und nach meiner Überzeugung auch eine andere Diskussionsgrundlage.

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